Stimmungsbarometer November 2024: Stimmung trübt sich ein bei Kleinunternehmen

Kleinunternehmen bewerten ihre aktuelle Lage schlechter als ihre Zukunftsaussichten, das zeigt der neu eingeführte Kleinunternehmerindex der VR Smart Finanz. So weist der Indikator im 12-Monatsvergleich mit -3 eine leicht negative Tendenz auf, während der Indikatorwert für die Zukunft mit +13 hingegen im positiven Bereich liegt.

Der Kleinunternehmerindex ermittelt anhand von zwei Hauptindikatoren, wie Kleinunternehmen ihre aktuelle Situation im Vergleich zur Lage von vor zwölf Monaten beurteilen beziehungsweise welche Erwartungen sie für die kommenden zwölf Monate haben. Damit sind künftig Veränderungen im Stimmungsbild auf einen Blick ersichtlich.

Weitere wichtige Erkenntnisse:

Lagebeurteilung hat sich weiter eingetrübt

Hohe Belastungen durch Bürokratie, Steuern/Abgaben sowie Energiekosten

Auftrags-, Umsatz- und Gewinnentwicklung wird negativer beurteilt

Jedes 2. Unternehmen beklagt Liquiditätsengpässe – damit mehr als drei Mal so viele wie 2019

Nur knapp 50 % der Unternehmen haben Investitionen wie geplant durchgeführt

60 % haben Investitionsbedarf, Erweiterungsinvestitionen stehen im Fokus

Investitionen in nachhaltige Vorhaben erneut von hoher Relevanz


Stimmung hat sich verschlechtert

Im Frühjahr 2024 deuteten erste Anzeichen noch auf einen konjunkturellen Aufschwung in Deutschland hin. Im November 2024 zeigt sich jedoch, dass die wirtschaftliche Erholung ausgeblieben ist und sogar die Wachstumsprognosen für 2025 bereits wieder gesenkt wurden. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in einer nachlassenden Stimmung von Kleinunternehmen wider, wie die aktuelle Studie der VR Smart Finanz zeigt.

So geben nur noch 43 Prozent der Befragten an, dass ihre wirtschaftliche Lage gut oder sehr gut sei im Vergleich von vor 12 Monaten (-12 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorbefragung im April 2024). Jedes fünfte Unternehmen bewertet seine wirtschaftliche Lage inzwischen sogar als (sehr) schlecht (+6 Prozentpunkte zum April 2024). Im Rahmen der allgemeinen Nachfrageschwäche sowie hoher Kosten beurteilen die Befragten die Entwicklung ihrer Auftragslage, Umsätze und Gewinne negativer als noch im Frühjahr 2024. Gleichzeitig haben Liquiditätsengpässe bei Kleinunternehmen weiter zugenommen. 51 Prozent beklagten in den vergangenen 12 Monaten finanzielle Engpässe – mehr als dreimal so viele wie im Vorkrisenjahr 2019.

Belastungen führen zu Investitionszurückhaltung

Als besondere Herausforderungen werden dabei wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen wie Steuern und Abgaben, hohe Energiekosten und Bürokratie/Regulierung empfunden. Rund ein Fünftel hält diese Faktoren sogar für extrem belastend. Insbesondere bei den rechtlichen Rahmenbedingungen hat sich die Lage stark verschärft. Der Anteil an Kleinunternehmen, die diese für eine der größten Herausforderungen halten, ist vom April 2023 bis Oktober 2024 um 169 Prozent gestiegen. Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen haben Kleinunternehmen erneut mit Investitionszurückhaltung reagiert. Nur 47 Prozent haben wie geplant investiert (55 Prozent im April 2024), 39 Prozent haben diese verschoben oder ganz abgesagt.

Steigende Investitionsneigung für die Zukunft

Es gibt jedoch auch positive Signale. So bewerten Kleinunternehmen ihre Zukunftsaussichten deutlich besser als ihre aktuelle Lage. 40 Prozent gehen davon aus, dass ihre wirtschaftliche Lage sich in der Zukunft verbessern wird, lediglich 20 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Das wirkt sich auch auf die Investitionsneigung aus: 60 Prozent der Befragten geben an Investitionsbedarf zu haben. Dabei planen die Unternehmen nicht nur Erhaltungs- bzw. Ersatzinvestitionen, sondern mehrheitlich Erweiterungsinvestitionen, etwa zur Ausweitung ihres Geschäftsbetriebs. Im Fokus stehen Investitionen in Geschäftsausstattung, aber auch nachhaltige Vorhaben bleiben relevant. Die Hälfte der befragten Unternehmen plant entsprechende Investitionen in den kommenden 12 Monaten.

Kleinunternehmen senden Botschaft an die Politik

Die Studienergebnissen machen deutlich, dass sich die allgemeine Konjunkturschwäche in Deutschland auch in der Stimmung von Kleinunternehmen widerspiegelt. Sie leiden unter den strukturellen Herausforderungen der Wirtschaft wie etwa hohe Kosten, eine gesamtwirtschaftliche Nachfrageschwäche oder die überbordende Bürokratie und reagieren darauf mit Investitionszurückhaltung. Für die Zukunft signalisieren sie jedoch eine steigende Investitionsbereitschaft. Damit diese auch realisiert wird, ist die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen für Kleinunternehmen zu verbessern und damit eine nachhaltige Grundlage für Wachstum und Investitionen zu schaffen.

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Zur Studie

Das Stimmungsbarometer ist eine von regelmäßigen Studien, die die VR Smart Finanz seit 2019 gemeinsam mit CFin – Research Center For Financial Services der Steinbeis-Hochschule zur wirtschaftlichen Lage von Kleinunternehmen erhebt. Die Befragung fand vom 03. Oktober bis 10. Oktober 2024 unter 300 Geschäftskunden, Gewerbekunden, Soloselbständigen sowie Unternehmen aus dem kleineren Mittelstand mit einem Jahresumsatz bis zu sechs Millionen Euro statt.